Hier die Fortsetzung meiner Tiergeschichte über die Suche nach der Igelmutter und Zusammenführung einer Igelfamilie.

Im ersten Teil der Tiergeschichten über Igel habe ich etwas über die näheren Umstände, die eine Rettungsaktion für vier kleine Igel notwendig machten, erzählt.

Bei der Igelauffangstation angekommen, erfuhren wir, dass die vier Igelkinder etwa 3 Wochen alt waren. Frau Sailer meinte, es wäre gut, wenn wir eine Suche nach der Igelmutter starten. Und wenn wir die Mutter der kleinen Igel finden, sie zu ihr bringen könnten.

Sie erklärte mir auch, dass die Igelmutter vermutlich bald – also am darauffolgenden frühen Morgen (!!!) – zum Nest zurückkehren und nach den Kleinen suchen. Wir sollten also möglichst ganz früh morgens in der Nähe des Nestes auf Igelaktivitäten achten, was in der Dunkelheit oder Dämmerung eine echte Herausforderung war.

Zum Einen hatten wir ja eigentlich auch unsere eigenen Aufgaben, und auch Emma musste versorgt werden. Doch bereits in der Nacht konnte ich kaum schlafen, aus Traurigkeit über diese – so unnötig – auseinander gerissene Igelfamilie.

Mein ältester Sohn war inzwischen auch mit der Tiergeschichte und der Suche nach der Igelmutter befasst.

Und so sind wir Beide am nächsten Morgen, um 6 Uhr früh, in der Dämmerung mit Gummistiefeln, Arbeitshandschuhen und Taschenlampen ausgestattet, in den Garten, um nach der Igelmutter zu suchen.

Unmittelbar in der Nähe des Igelnestes (in etwa 1 Meter Entfernung) fanden wir zu unserer großen Überraschung tatsächlich einen Igel, der für ein Muttertier allerdings etwas klein wirkte.

Doch weil wir diesen Igel so nah beim Nest fanden, freuten wir uns und brachten ihn sofort zu Frau Sailer in die Igelauffangstation. Sie sah gleich, dass es nicht die Mutter der Kleinen sein konnte, weil er erstens dafür etwas zu klein war und zweitens kein stillendes Gesäuge hatte.

Sie meinte aber, er könne den kleinen Igeln durchaus Gesellschaft leisten. Und bat uns nochmals darum, weiter nach der richtigen Igelmama zu suchen.

Nachdem ich einige Stunden später mit Frau Sailer telefoniert hatte, bestätigte sie mir, dass der am Morgen von mir und meinem Sohn gebrachte Igel leider – wie vermutet – nicht der Richtige war. Die kleinen Igel und dieser Igel – ich nenne ihn mal Igelonkel – haben sich sogar gegenseitig angefaucht. Sie hat den Igelonkel deshalb in dem großen Garten an ihrem Haus wieder in die Freiheit entlassen.

Nochmals bat Frau Sailer mich darum, nach der Mutter der kleinen Igel zu suchen. Igel sind nachts aktiv, und kehren früh am Morgen zurück zu den Kindern im Nest. Und auch wenn bereits ein ganzer Tag und zwei Nächte vergangen waren, würde die Igelmutter ganz sicher zurückkommen.

Eine weitere unruhige Nacht stand mir bevor.

Am nächsten Morgen saß ich in der Dämmerung am Fenster. Und da sehe ich doch tatsächlich einen richtig großen Igel über den Rasen in Richtung der Stelle, an der das Nest war, laufen.

Garten
Unser Garten im Tageslicht. Die Rettungsaktion fand in der Dämmerung statt.

Ich hatte mich optimal vorbereitet und so schnell wie an diesem Morgen war ich selten in den Gummistiefeln. Im Schlafanzug (zum Anziehen war keine Zeit), einer warmen Wolljacke drüber, den Gummistiefeln, Taschenlampe, Karton und Arbeitshandschuhen gerüstet, flitzte ich in den Garten.

Der große Igel war aber schon am Nest vorbei die Böschung runter und auf der anderen Seite die Böschung wieder hochgelaufen, in Richtung Straße unterwegs. Während ich die in mir aufsteigende Panik gut bewältigte, machte ich schnell meine Taschenlampe aus und verstaute sie in meiner Jackentasche.

Dann kletterte ich vorsichtig an einer geeigneten Stelle die Böschung runter, lief ein kleines Stück durch das Bachbett, das zum Glück in diesem Abschnitt kein Wasser führte. Ich lief in die entgegengesetzte Richtung, also vom Igel weg, der sich oberhalb von mir befand.

Ich hatte die Befürchtung, dass, wenn ich auf ihn zu krabbeln würde, er Angst bekommen und auf die asphaltierte Einfahrt zwischen den Häusern laufen könnte. Außerdem war ich an der Böschung einfach nicht geländegängig genug. Und dann benötigten wir womöglich auch noch Beide Hilfe.

Zwischen mir und dem Igel, der übrigens immer wieder leise pfeifende Geräusche machte, waren nur ca. 2-3 Meter. Nun stand ich also da unten, in dem ebenen und trockenen Bachbett. Der Igel war oben, an der Böschung, hatte angehalten und schnüffelte in die Luft.

Ich erzähle in den Tiergeschichten so detailliert wie möglich.

Das, was nun so wunderbar zu erleben war, und ich gerne mit allen Lesern teilen möchte, ist so geschehen.

Während ich zunächst leise und sehr langsam den Pappkarton hinter mir abstellte, zog ich schon mal in froher Erwartung einer geglückten Mission die Gartenhandschuhe an.

Ich schloss meine Augen und kam ganz in die Ruhe. Alles wurde still in mir. Dann konzentrierte ich mich und sendete mental diese Worte an den Igel: „Komm zu mir, ich bringe dich zu deinen Kindern. Du kannst ruhig zu mir kommen und mir vertrauen. Ich weiß, wo deine Kinder sind und bringe dich sicher zu ihnen.“

Als ich meine Augen wieder öffnete, konnte ich sehen, wie der Igel die Böschung herunter lief und sich im Bachbett auf mich zu bewegte, langsam und schüffelnd kam er näher. Ich stand ganz still da. Es war ein wunderbarer Moment und ich sah den Igel an.

Es war ein richtiger „Brummer“ von Igel. Und ich war mir plötzlich ganz sicher, das musste die passende Igelmutter sein!

Sie kam bis zu meinen Gummistiefeln, stoppte und stieß mit ihrem Näschen vorne an einen Stiefel. Ich bedankte mich bei ihr, hob sie vorsichtig hoch und setzte sie in den vorbereiteten Pappkarton mit Laub, Erde und Moos.

Ich war überglücklich, dass die Suche nach der Igelmutter erfolgreich war.

Dann gingen wir kurz rein, ich zog mich an und sagte meinem Sohn Bescheid, damit er Emma versorgte. Anschließend ging ich mit dem „Brummer“ im Karton zum Auto, und fuhr zu Frau Sailer in die Igelauffangstation. Die Igelmutter saß still in dem Pappkarton, der oben die ganze Zeit offen war, auf dem Beifahrersitz. Mit dem Auto waren es ungefähr ca. 15 Minuten Fahrt.

Was für ein wunderbares Erlebnis, am frühen Morgen. Frau Sailer meinte bereits bei der Übergabe, dass das die richtige Igelmutter sein könnte. Sie ertastete das Gesäuge, und auch sonst passte die Größe des Igels ganz gut zu den Igelkindern.

Später erzählte sie mir am Telefon, dass bereits, als sie nur den Raum, in dem die Igelkinder von ihr beherbergt wurden, betrat, die Kinder anfingen zu pfeifen, weil sie die Mutter rochen und sofort erkannten. Und auch die Mutter machte pfeifende Geräusche. Nun waren sie wieder vereint.

Frau Sailer freute sich und meinte, das wäre jetzt ein echtes HAPPY END und richtig schön, dass Alle wieder beisammen sind. Ich wusste, nun waren sie alle Fünf in guten Händen, und würden bis zu dem Tag, an dem sie wieder in die Freiheit entlassen wurden, gut versorgt sein.

Aber es geht noch weiter, im dritten Teil meiner Tiergeschichten – Noch ein kleiner Igel braucht Hilfe.

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