Über die Archetypen nach Maja Nowak.

Mir war lange Zeit nicht bekannt und auch nicht bewusst, dass es „Archetypen bei Hunden“ gibt.

Darunter verstehe ich selbst, stark vereinfacht ausgedrückt, „Positionen“ in einer (Hunde-) Gruppe in Verbindung mit Kompetenzen, die die Hunde mitbringen. Und für die sie sozusagen natürlicherweise eine ganz besondere innere Befähigung besitzen.

Kennt man den zugrundeliegenden Archetypus seines Hundes, eröffnen sich ganz neue wunderbare Möglichkeiten und Wege in der Mensch-HundKommunikation.

Hinzu kommt, dass man seinen Hund nicht nur besser versteht, man kann ihn auch seinen Kompetenzen entsprechend einbinden. Darüber fühlt er sich, neben der Liebe, Zuwendung und Geborgenheit, die man ihm gibt, wertgeschätzt, verstanden und angenommen.

Liegeplätze
Emma – schläft entspannt

Ist das wirklich so? Gibt es tatsächlich diese mitgebrachte innere Befähigung?

Berechtigte Fragen. Meine eigens gemachten Erfahrungen sagen: „Ja, es gibt sie.“

Es gibt dennoch viele Missverständnisse zu dem Thema und daraus resultierende kontroverse Diskussionen. Leider.

Ich möchte gerne zur Aufklärung beitragen.

Hunde scheinen formbar, trainierbar und dressierbar. Das sind sie sicherlich auch.

Ich glaube, durch das Missverständnis, Hunde würden für immer in einer „Schublade eines Grundtypus“ abgelegt, entsteht vielleicht auch ein ganz falscher Eindruck. Nämlich der einer gewissen Unabänderlichkeit oder Endgültigkeit. Eine sehr unangenehme Vorstellung, verständlicherweise.

Umso mehr freut es mich, ein über dieses missverständliche „Schubladendenken“ oder „in einer Schublade für immer“ hinausragendes Verständnis zu dem Thema beizutragen.

Ich betrachte die Beschäftigung mit dem Thema „Archetypen nach Maja Nowak“ als etwas sehr Erfreuliches, Spannendes, Interessantes und Bereicherndes.

Meine persönliche Entwicklung zum Bewusstsein im Sinne von Wahrnehmen, Erkennen und Wertschätzen von Kompetenzen meines Hundes stehen hierbei im Vordergrund. Wohlangemerkt das Erkennen von Kompetenzen eines „gesunden“, und nicht „schwer traumatisierten“ Hundes!

Oder eines Hundes, der aus verschiedenen Gründen nicht in seiner Mitte und Ruhe sein kann.

Aufmerksam wurde ich durch meine Labradorhündin Emma (siehe Foto schlafende Emma oben). Sie regte mich dazu an, mich mit dem Archetyp „Zentralhund“ bei Hunden zu befassen. Emma zeigte bereits als Welpe überraschend deutlich Verhaltensweisen, die wir so von unserer ersten Labradorhündin Branka überhaupt nicht kannten. Sie verhielt sich anders und sie handelte anders.

Emma schaute uns von Anfang an direkt an. Diese Art des intensiven Blickkontaktes war nie unangenehm, für uns jedoch sehr ungewöhnlich. Wir staunten darüber. Hinzu kam, dass Emma uns als Welpe bereits in den ersten Tagen immer wieder direkt vor die Füße lief und uns damit stoppte.

Diese „andere Art“, das „andere Verhalten und Handeln“ von Emma weckte unsere Aufmerksamkeit, und wir begannen zu forschen und näher hinzuschauen.

Worum geht es beim Thema Archetypen bei Hunden?

Es geht, meine ich, darum, zu sehen und zu erkennen, was ein Hund besonders gut kann und besonders gut macht. Damit sind aber nicht eingeübte oder antrainierte Kommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Hier“, „Pfote“ usw. und deren Erfüllung gemeint.

Um besser erklären zu können was damit gemeint ist, muss ich etwas weiter ausholen.

Ich begrüße den Austausch mit anderen Hundebesitzern immer sehr. Ich freue mich immer über die zahlreichen Begegnungen auf Wiese, Feld und im Wald. Diese Treffen in der Natur, bei Wind und Wetter bereichern meine eigenen Gedanken immer wieder neu.

Oft stelle ich mir beim Beobachten der Hunde eine Frage. Ob wohl auch die Hunde „ins Gespräch“ kommen“? So wie wir Menschen.

Wir denken ja meist, die Hunde spielen. Zumindest benennen wir es so. Das tun sie sicherlich auch. Doch nach meinen eigenen Beobachtungen glaube ich, dass auch die Hunde eine Art Gespräch bzw. Unterhaltung führen.

Ich erlebe sowohl Begrüßungsrituale, zum Beispiel eine leicht und locker erhobene, friedvoll winkende Rute, „Coolness“, ein Umkreisen, Beschnüffeln. Als auch Abschiedsrituale. Zum Beispiel eine Berührung seitlich am Kopf, hinsitzen und nachschauen.

Da gibt es Verhandlungen über Ressourcen (Stock, Ball), ein gegenseitiges Austesten. Oder Anlocken im Sinne von „Schau, was ich Tolles gefunden habe, willst es auch mal haben, dann hols dir doch,…“

Es gibt Hunde, die sich ihr eigenes wildes „Karussell“ bauen. Die mehrmals im Kreis flitzen. Und dem anderen Hund deutlich zeigen, schau her wie toll ich bin….jetzt lauf doch auch mal mit.

Mina klein

Dann gibt es Hunde, die andere Hunde schwungvoll mitziehen. Die hin und her und wieder zurück rennen, um irgendwann gemeinsam in die Ruhe zu kommen.

Immer wieder beobachte ich dieses gegenseitige Mitziehen oder Einpendeln. Ein langsamer werden, während zuvor ein hin und her Rennen stattfand. Es wirkt wie ein sich Anvertrauen, in die Ruhe kommen. Manche Hunde liegen hin und wälzen sich auf dem Rücken. Lassen sich beschnüffeln.

Manche Hunde setzen eine Marke zur Information und trotten cool weiter.

Und noch so viel mehr.

Interessant zu beobachten sind auch Hunde, die in vollkommen angemessener Art und Weise, manchmal schon von weitem, sofort um Abstand bitten. Die so einen aufgeregten wilden Kollegen, der auf sie zu stürmt, nicht haben wollen. Und die sofort zu erkennen geben, dass der andere Kollege jetzt aber bitte erst Mal etwas runterkommt. Dass der da nicht so wild herum zu rennen hat.

Oder einfach nur wegbleiben und Abstand halten soll!

Meist sind dies auch Hunde, die ihre Umgebung genau beobachten. Und die Ansprechbarkeit des „Kollegen“ im Falle einer plötzlich auftretenden Gefahr dringend einfordern. Da geht so ein „Kasperltheater“ einfach nicht.

So erlebe ich immer wieder erstaunt und erfreut all die vielfältigsten überraschenden Kommunikationsmöglichkeiten. Diese Möglichkeiten, die die Hunde einfach haben und auch anwenden, wenn man ihnen den Raum und die Zeit gibt.

Ich freue mich sehr, wenn Hunde im Rahmen einer Begegnung auch die Zeit bekommen für ihre Gespräche, die sie brauchen. Ein schnelles, hastiges „Weitereilen“ ist wohl oft unserem Zeitgeist geschuldet. Einem Zeitgeist, in dem alles immer noch schneller, hektischer, betriebsamer, funktionaler gehen muss. So ist das leider.

Doch dadurch verpassen wir oft die schönsten Dinge, wie zum Beispiel: ein Gespräch unter Hunden.

Darüber bewusst zu werden, was Hunde auszeichnet und sie besonders gut können, ist hilfreich und gut.

Sich dem Thema der Archetypen nach Maja Nowak zu öffnen, dazu möchte ich jeden Hundebesitzer gerne ermutigen!

Im Rahmen einer ZDF Dokumentation „Die Hundeflüsterin“ vor vielen Jahren habe ich von Maja Nowaks Arbeit erfahren. Ihren besonderen Umgang mit Hunden – und ihren Menschen – wertschätze ich sehr!

Maja Nowak hat zu dem Thema Archetypen sehr interessante und empfehlenswerte Videos auf Youtube eingestellt.

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