Meiner ersten Tiergeschichte habe ich den Titel „Familie Eichhorn zieht um“ gegeben. Sie erzählt von meinen Beobachtungen, zusammen mit meinem jüngsten Sohn, vom Fenster unserer Wohnung aus.
Doch zuvor ein wunderschönes Gedicht, das ich vor vielen Jahren in der Zeitschrift meiner Kinder „Vorhang auf“ vom Eckehard Waldow Verlag gefunden habe.
Wir hören so gerne von Tieren erzählen,
Aus „Vorhang auf“ – Eckehard Waldow Verlag
wir fühlen uns ihnen so nah.
Gern mag auch so mancher sein Lieblingstier wählen,
es ist für ihn, er für es da.
Wie sind wir verbunden den Tieren der Erde;
sie gehören zur fühlenden Welt.
Dass Erde sich wandle und heiler werde,
sind sie unsrer Hut unterstellt.
Von ihnen zu wissen, mit ihnen zu leben,
sie zu pflegen im Lebensraum,
kann Kenntnis vom eigenen Menschsein geben,
uns lehren Geduld und Vertraun.
Und nun zu unseren Beobachtungen.
Von besagtem Fenster eines Zimmers unserer Wohnung aus hat man einen sehr schönen Blick in den Garten und auf die Bäume, die einen asphaltierten Fußweg in Richtung Felder einrahmen. Es gibt rechts des Weges zahlreiche hohe Bäume, und einen Bachlauf. Und links des Weges Bäume, ein Brückengeländer aus Holz, ein meist trockenes Bachbett und Felsblöcke, die als Treppenzugang in unseren Garten dienen.
Direkt vor unserem Fenster wachsen hohe Bäume wie Ahorn, Erlen und Birken. Und niedrig wachsende Haselnusssträucher, Tollkirsche, Efeu, Frauenmantel, Brennnesseln, viele verschiedene Stauden und Blumen.
Eines Tages beobachteten wir, wie ein erwachsenes, rechts großes, dunkel-braunes Eichhörnchen von einem Baum weiter hinten (rechts des Weges und dem Bachlauf) hinüber zu einem anderen Baum direkt vor unserem Fenster turnte.
Da die Bäume keine Blätter trugen, und zu dem Zeitpunkt alles weitgehend kahl war, konnten wir den „Kobel“ (so nennt man das Nest eines Eichhörnchen) hoch oben im Wipfel eines Baumes gut sehen.
Allerdings gab es zwei Kobel. Einen, der weiter weg war, in einem Baum rechts des Fußweges. Und einen Kobel, am höchsten Punkt der Krone des Ahornbaums direkt vor unserem Fenster, links des Weges.
Dieses flinke Eichhörnchen trug ein kleineres, noch ganz winziges Eichhörnchen mit sich. Zunächst dachten wir, es trägt einen kleinen Stock und ist vielleicht so eifrig mit dem Nestbau beschäftigt.
Aber der Stock bewegte sich. Und schließlich konnten wir sehen, dass es ein Eichhörnchen – Kind war, das sie dabei hatte.
Das erwachsene Eichhörnchen (wir vermuten, es war die Mutter) turnte behende von dem einen Kobel – hoch oben in der Luft – über die vielen Bäume, deren Zweige sogar über den Weg ragen, hinüber zu dem anderen Kobel. Und kam dann ohne das kleine Eichhörnchen wieder heraus.
Schließlich kletterte, flog und turnte es flink und geschäftig wieder zurück zu dem anderen alten Kobel, und kam kurz darauf wieder mit einem kleinen Eichhörnchen im Schlepptau zu dem neuen Kobel elegant herüber geklettert.
So ging das immer fort weiter, in – für uns Menschen – schwindelerregender Höhe. Bis vier kleine Eichhörnchen – Kinder sicher umgezogen waren.
Begeistert schauten wir dem Umzug zu. Und vermuteten, dass die Futterlage so dicht an unserem Haus einfach der bessere Platz waren, um die Kleinen zu versorgen.
Einige Tage danach konnte ich, als meine Kinder bereits in der Schule waren, fünf kleine Eichhörnchen beobachten. Sie verließen das Nest, um an dem Stamm des Baumes das Klettern zu erlernen und zu üben. Vermutlich hatten wir die Betriebsamkeit vor unserem Fenster etwas spät bemerkt, und den Umzug des ersten Kindes verpasst.
Es waren also 5 kleine Eichhörnchen.
Ein reges Gedrängel da oben, beim Klettertraining.
Es war toll, das beobachten zu können. Manchmal, wenn es windig war, sahen die Kletterübungen der Kleinen recht waghalsig und gefährlich aus. Sie blieben allerdings immer in der Nähe des Kobels. Und fielen nie herunter.
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